Pfarrerin Kathrin Oxen (Berlin) wurde zur neuen Moderatorin des Reformierten Bundes gewählt. Sie löst damit Pfarrer Martin Engels ab. Frau Oxen ist geboren und aufgewachsen in Schleswig-Holstein, studierte Theologie in Wuppertal und Berlin. Ihre erste Pfarrstelle übernahm sie in Bützow (Mecklenburg). Später arbeitete sie als Leiterin des Zentrums für evangelische Predigtkultur in der Lutherstadt Wittenberg. Seit Dezember 2018 ist Kathrin Oxen Pfarrerin der EKBO an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin. In der Wahl setzte sie sich gegen zwei weitere Kandidaten durch. Oxen ist damit die erste Frau im Moderatorenamt des Reformierten Bundes.
In ihrer Vorstellungsrede betonte sie ihre Affinität zur Predigt, außerdem ihre Erfahrung als Pastorin in Mecklenburg. Sie habe dort "christlichen Glauben außerhalb der Komfortzone" erlebt. Es sei wichtig die "Wirklichkeit im Osten Deutschlands besser wahrzunehmen". Entscheidend sei nicht "in der Mehrheit zu sein, sondern sich selbstbewusst zu präsentieren". Oxen begreife das Moderatorenamt als geschwisterliches Leiten v.a. durch das Wort, sie plane außerdem eine enge Zusammenarbeit mit reformierten Konventen. Oxen ist für vier Jahre in das Amt der Moderatorin gewählt.
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der die Predigt im Abschlussgottesdiesnt hielt, gratulierte der neuen Moderatorin Kathrin Oxen zu ihrem Amt. Auch Martin Engels gratulierte seiner Nachfolgerin: "Ich wünsche ihr Gottes Segen und dass sie mit der Freude wie ich sie bereits erlebt habe, dieses Amt übernimmt. Ich bin mir sehr sicher, dass sie eine gute Stimme für den Reformierten Bund ist." Engels hatte Anfang Mai seine Entscheidung mitgeteilt, sein Amt als Moderator wegen privater und beruflicher Veränderungen niederzulegen. Engels hatte ab 2015 das Amt des Moderators inne. Zum März 2019 war er auf die Stelle des Leiters des Evangelischen Forums in Bonn berufen worden. In seiner Amtszeit als Moderator begleitete Engels das Karl-Barth-Jahr 2019, war an der Verabschiedung des Zwischenrufs von 2017 beteiligt („Die Welt, unsere Angst und der Gott des Friedens“). Das Moderamen bedauerte seine Entscheidung. „Martin Engels hat mit überaus hohem persönlichen Engagement die Aufgabe des Moderators wahrgenommen", sagte Moderamensmitglied Martin Heimbucher, Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche.
Engels ist mit seinem Rücktritt auch aus dem Moderamen des Reformierten Bundes ausgeschieden. Bei sechs Mitgliedern des Moderamens war die Amtszeit abgelaufen. Bei der Hauptversammlung fanden deshalb auch Neuwahlen für einen Teil des Moderamens statt. Die neu bzw. wiedergewählten Mitglieder sind Dr. Georg Plasger, Dr. Michael Vothknecht, Martina Wasserloos-Strunk, Georg Rieger, Marut Krusche sowie Friedrike Ursprung. Weitere gewählte MItglieder sind bis 2023: Bernd Becker, Bernd Kalter, Annegret Lambers, Kathrin Oxen, Hans-Georg Ulrichs und Meike Waechter.
Ein Schwerpunkt der Hauptversammlung war der Zürcher Reformator Huldrych Zwingli – passend zum Jubiläumsjahr "500 Jahre Schweizer Reformation". Prof. Dr. Frank Mathwig (CH-Bern) sprach über die Aktualität von Zwinglis Gerechtigkeitsverständnis. Reformationsbotschafterin Catherine McMillan (CH-Dübendorf) sprach in einem Vortrag darüber, wie Zwingli die Reformation in Europa beeinflusste. "Zwinglis Einfluss war stärker in Europa als vielen bewusst ist", sagte sie im Interview mit reformiert-info.de. Die beiden Vorträge werden anlässlich des Jubiläumsjahrs in einem neuen Band der Reihe TrThK zur Schweizer Reformation zum Ende des Jahres 2019 veröffentlicht.
Der Reformierte Bund feierte 2019 außerdem das Karl-Barth-Jahr: In Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK) und dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK) erinnerte der Reformierte Bund 100 Jahre nach dem Römerbriefkommentar an den Schweizer Theologen mit zahlreichen Veranstaltungen, einem eigenen Magazin, einer Homepage. Um die organisatorische Umsetzung kümmerte sich der Karl-Barth-Beauftragte Pfarrer Dr. Johannes Voigtländer. Bei der Hauptversammlung wurde auch der Barth-Preis vergeben: Der mit 500 Euro dotierte Preis ging an den Theologen Jan-Philip Tegtmeier. In seinem Bericht kündigte Voigtländer außerdem die Veröffentlichung einer Audio-CD von Karl Barths "Die Menschlichkeit Gottes" gelesen von der Schauspielerin Claudia Michelsen im TZV-Verlag an. Das Erscheinen ist für den 1. Oktober 2019 geplant.
Zwei Jahre nach dem Zwischenruf des Reformierten Bundes („Die Welt, unsere Angst und der Gott des Friedens“) veröffentlichte eine Arbeitsgruppe ein eigenes Online-Portal mit Impulsen und Praxismaterialien zum Thema Frieden. Unter dem Titel „Die Welt, unsere Angst und der Gott des Friedens“ hatte der Reformierte Bund anlässlich der Luftangriffe auf Syrien 2015 ein klares Bekenntnis zum Frieden Gottes als „zentrale Verheißung und Berufung der Kirche“ gefordert. Die Friedensbeauftragte des Reformierten Bundes Mechthild Gunkel war an dem Projekt beteiligt, ebenso an der Ökumenischen FriedensDekade. "Wir hoffen, dass viele (reformierte) Gemeinden die Anregungen aus unseren Materialien zum Anlass nehmen, sich konstruktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen", sagte Gunkel.
Achim Detmers, Generalsekretär des Reformierten Bundes, dankte in seinem Bericht dem Moderamen und allen Mitarbeitenden für die Zusammenarbeit. "Bedingt durch das Karl-Barth-Jahr und den Kirchentag in Dortmund waren die zurückliegenden beiden Jahre für die Geschäftsstelle des Reformierten Bundes mit zahlreichen Zusatzaufgaben versehen", sagte Detmers. Wie insgesamt im kirchlichen Umfeld seien die Mittel oft knapp bemessen. Er dankte deshalb auch allen Landeskirchen, die den Reformierten Bund ideell und finanziell unterstützen sowie allen Mitgliedern und Mitgliedsgemeinden, die sich "ehrenamtlich in vielfältiger Weise engagieren".
Anlässlich der Klimaproteste am 20. September beschloss der Reformierte Bund per Abstimmung mit großer Mehrheit, die Hauptversammlung für eine Stunde zu unterbrechen. Ab 12.05 Uhr gingen am Freitag zahlreiche TeilnehmerInnen in Nürnberg ab Lorenzplatz auf die Straße. "Wir können hier nicht tagen, als wäre nichts geschehen. Wenn junge Leute so vehement zur Umkehr aufrufen, dann gehört es zum Ansatz des Reformierten Bundes zuzuhören und zu reagieren", sagte Martin Heimbucher. Fridays for Future sei eine "notwendige Provokation". "Wir vom Reformierten Bund sagen seit Jahrzehnten, dass wir mehr tun müssen, um die Schöpfung zu bewahren", so Heimbucher. "Es handelt es sich deshalb um einen notwendigen Prozess und wir sagen: Ja, das ist ein notwendiger Ruf zur Umkehr."
Die Hauptversammlung des Reformierten Bundes findet regulär alle zwei Jahre statt, an wechselnden Orten. Die reformierte Kirche St. Martha in Nürnberg für das Jahr 2019 war ganz bewusst gewählt: Das Gebäude war 2014 bei einem Brand in weiten Teilen zerstört worden und konnte bis Herbst 2018 erneuert und wieder eröffnet werden. Die nächste Hauptversammlung des Reformierten Bundes ist im April 2021 geplant.