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'Gott kommt am Rande der Gesellschaft zur Welt'
Lesegottesdienst zu Judika (29. März 2020) für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Evangelischen Kirchenkreises Halle
Eingangswort:
Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat
Eingangslied:
1.Tut mir auf die schöne Pforte,
führt in Gottes Haus mich ein;
ach wie wird an diesem Orte
meine Seele fröhlich sein!
Hier ist Gottes Angesicht,
hier ist lauter Trost und Licht.
2. Ich bin, Herr, zu dir gekommen,
komme du nun auch zu mir.
Wo du Wohnung hast genommen,
da ist lauter Himmel hier.
Zieh in meinem Herzen ein,
laß es deinen Tempel sein.
3. Laß in Furcht mich vor dich treten,
heilige du Leib und Geist,
daß mein Singen und mein Beten
ein gefällig Opfer heißt.
Heilige du Mund und Ohr,
zieh das Herze ganz empor.
4. Mache mich zum guten Lande,
wenn dein Samkorn auf mich fällt.
Gib mir Licht in dem Verstande
und, was mir wird vorgestellt,
präge du im Herzen ein,
laß es mir zur Frucht gedeihn.
5. Stärk in mir den schwachen Glauben,
laß dein teures Kleinod mir
nimmer aus dem Herzen rauben,
halte mir dein Wort stets für,
daß es mir zum Leitstern dient
und zum Trost im Herzen grünt.
6. Rede, Herr, so will ich hören,
und dein Wille werd erfüllt;
nichts laß meine Andacht stören,
wenn der Brunn des Lebens quillt;
speise mich mit Himmelsbrot,
tröste mich in aller Not.
Wochenpsalm Psalm 43
1 Schaffe mir Recht, o Gott, und führe meinen Rechtsstreit mit der gnadenlosen Nation! Vom Mann des Betrugs und des Unrechts errette mich!
2 Denn du bist der Gott meiner Zuflucht. Warum hast du mich verworfen? Warum muss ich trauernd einhergehen, bedrückt durch den Feind?
3 Sende dein Licht und deine Wahrheit; sie sollen mich leiten, mich bringen zu deinem heiligen Berg und zu deinen Wohnungen.
4 So werde ich kommen zum Altar Gottes, zum Gott meiner Jubelfreude, und werde dich preisen auf der Zither, Gott, mein Gott!
5 Was bist du so aufgelöst, meine Seele, und was stöhnst du in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihn noch preisen, das Heil meines Angesichts und meinen Gott.
Wochenspruch
Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass diene und gebe sein Leben zur Erlösung für viele. Mt 20,28
Kollektengebet
Jesus, unser Bruder und unser Erlöser,
mit deiner Macht machst du uns groß,
mit deiner Liebe
weckst du in uns ungeahnte Talente,
mit deiner Barmherzigkeit
führst du uns aus Feigheit und Schuld
zu neuen Anfängen.
Lass uns deinem Vorbild folgen,
damit wir zu einer Gemeinschaft werden,
die Menschen gut tut,
und sie zum Blühen bringt:
Mach uns zu einer Kirche für andere
im Geist deines Sohnes.
Epistel: Hebräer 5, 1-10
1 Denn jeder Hohepriester, der von den Menschen genommen wird, der wird eingesetzt für die Menschen zum Dienst vor Gott, damit er Gaben und Opfer darbringe für die Sünden.2 Er kann mitfühlen mit denen, die unwissend sind und irren, weil er auch selber Schwachheit an sich trägt.3 Darum muss er, wie für das Volk, so auch für sich selbst opfern für die Sünden. Und niemand nimmt sich selbst diese Würde, sondern er wird von Gott berufen wie auch Aaron.5 So hat auch Christus sich nicht selbst die Ehre beigelegt, Hoherpriester zu werden, sondern der, der zu ihm gesagt hat (Psalm 2,7): »Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.«6 Wie er auch an anderer Stelle spricht (Psalm 110,4): »Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.«7Und er hat in den Tagen seines irdischen Lebens Bitten und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen vor den gebracht, der ihn aus dem Tod erretten konnte; und er ist erhört worden, weil er Gott in Ehren hielt.8 So hat er, obwohl er der Sohn war, doch an dem, was er litt, Gehorsam gelernt.9 Und da er vollendet war, ist er für alle, die ihm gehorsam sind, der Urheber der ewigen Seligkeit geworden,10 von Gott genannt ein Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks.
Wochenlied: EG 76
1.O Mensch, bewein dein Sünde groß,
darum Christus seins Vaters Schoß
äußert und kam auf Erden;
von einer Jungfrau rein und zart
für uns er hier geboren ward,
er wollt der Mittler werden.
Den Toten er das Leben gab
und tat dabei all Krankheit ab,
bis sich die Zeit herdrange,
dass er für uns geopfert würd,
trüg unsrer Sünden schwere Bürd
wohl an dem Kreuze lange.
2. So lasst uns nun ihm dankbar sein,
dass er für uns litt solche Pein,
nach seinem Willen leben.
Auch lasst uns sein der Sünde feind,
weil uns Gotts Wort so helle scheint,
Tag, Nacht danach tun streben,
die Lieb erzeigen jedermann,
die Christus hat an uns getan
mit seinem Leiden, Sterben.
O Menschenkind, betracht das recht,
wie Gottes Zorn die Sünde schlägt,
tu dich davor bewahren!
Evangelium: Markus 10, 35-45
35 Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sprachen zu ihm: Meister, wir wollen, dass du für uns tust, was wir dich bitten werden. 36 Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, dass ich für euch tue? 37 Sie sprachen zu ihm: Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit. 38 Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde? 39 Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; 40 zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das zu geben steht mir nicht zu, sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist.
41 Und als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes. 42 Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. 43 Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; 44 und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. 45 Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.
Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.
Credolied Wohl denen, die da wandeln EG 295
1. Wohl denen, die da wandeln
vor Gott in Heiligkeit,
nach seinem Worte handeln
und leben allezeit;
die recht von Herzen suchen Gott
und seine Zeugniss' halten,
sind stets bei ihm in Gnad.
2. Von Herzensgrund ich spreche:
dir sei Dank allezeit,
weil du mich lehrst die Rechte
deiner Gerechtigkeit.
Die Gnad auch ferner mir gewähr;
ich will dein Rechte halten,
verlaß mich nimmermehr.
3. Mein Herz hängt treu und feste
an dem, was dein Wort lehrt.
Herr, tu bei mir das Beste,
sonst ich zuschanden werd.
Wenn du mich leitest, treuer Gott,
so kann ich richtig laufen
den Weg deiner Gebot.
4. Dein Wort, Herr, nicht vergehet,
es bleibet ewiglich,
so weit der Himmel gehet,
der stets beweget sich;
dein Wahrheit bleibt zu aller Zeit
gleichwie der Grund der Erden,
durch deine Hand bereit'.
Gnade sei mit uns und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen
Predigttext: Hebräer 13, 12-14
12 Darum hat auch Jesus, um durch sein eigenes Blut das Volk zu heiligen, ausserhalb des Tors gelitten. 13 Lasst uns also vor das Lager hinausziehen zu ihm und seine Schmach tragen, 14 denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
Liebe Gemeinde!
„Die Juden haben Jesus umgebracht“ – so hat man früher gesagt, und mache hängen diesem Vorurteil nach bis zum heutigen Tag. Im Mittelalter hat man den Leidenden oder den Gekreuzigten Jesus gemalt inmitten der jüdischen Männer – Frauen sind nur ganz selten mit dabei – mit den charakteristischen Judenhüten, die die Juden tragen mussten seit den Beschlüssen des 4. Laterankonzils 1215. Der von den Nazis aufgezwungene gelbe Stern hatte Vorläufer in diesen Judenhüten. Juden sollten sich nicht in der Menge der Christen verstecken können. Sie sollten auffallen, immer und überall kenntlich sein. Wo sie standen und gingen sollte deutlich sein: „Die gehören nicht dazu und die werden auch niemals dazu gehören.“ Und dass war nicht erst 1215 so: Juden fielen auf mit ihren Bärten - die Römer waren in der Regel glatt rasiert. Kennzeichnend für sie war vor allem auch, dass sie den Sabbath, den Ruhetag der Juden einhielten, dass sie bestimmten Speisevorschriften folgten und dass sie für ihre Mahlzeiten unterschiedliches Geschirr benutzten. Nein – sie gehörten nicht dazu, auch wenn bestimmte Juden wie der Apostel Paulus das römische Bürgerrecht besaßen. Trotzdem: die Jüdische Religion kennt keine Götterbilder, Opfer sind ihnen – bis auf wenige Ausnahmen – unbekannt. Entscheidend ist nicht das religiöse Bewusstsein, sondern das Tun: die tägliche Lebensgestaltung. Im Jahre 49 kippte die Stimmung und Ka ist es geblieben: der Kaiser Claudius wies die mit einem Edikt die Juden aus der Stadt. Wahrscheinlich darum, weil in der Judenheit Streit ausgebrochen war zwischen den traditionellen Juden und den Juden, die an Jesus als Messias zu glauben begonnen hatte. Offenbar konnte und wollte Kaiser Claudius nicht unterscheiden, und auch der Streit zwischen den traditionellen und den Jesus-Juden führte nicht dazu, dass die eine Gruppe der anderen die Mitgliedschaft in der Judenheit bestritt. So ist es geblieben, und als die Jesus-Leute mehr und mehr nicht aus der Judenheit kam, sondern aus den Heidenvölkern, die bislang keine Beziehung zum Gott Israels hatten, drängten die Heidenchristen die jüdisch-christliche Mehrheit an den Rand. So muss das in Rom zwischen 45/50 gewesen sein. Die Judenchristen gerieten in die Minderheit, die Heidenchristen, die von Haus aus keine Juden waren, in die Mehrheit. Durch das sog. Judenedikt des Kaisers Claudius wurden nicht nur die Juden sondern auch die Judenchristen aus der Stadt Rom verbannt. Endlich waren die Christen in Rom nur durch die Heidenchristen repräsentiert. Der Apostel Paulus hatte nach Aufhebung des Edikts alle Mühe, Juden und Heidenchristen wieder zusammenzubringen, indem er die Heidenchristen mit Nachdruck an ihre jüdischen Wurzeln erinnert.
Als der Hebräerbrief seinen Traktat über Christus, den Hohepriester schreibt, ist noch allen selbstverständlich klar, dass das Christentum seine Wurzeln im Judentum hat. Er kann an die jüdischen Vorstellungen anknüpfen. Die Begriffe sind klar, die Sprache der Opfer und des Tempels. Auch die Unterscheidung zwischen innen und außen bezieht sich auf die Vorstellungswelt des Tempels, also innen und außen vor den Mauern der Stadt. Außen: das bedeutet auch: jenseits des Tempelbezirks, des heiligen Ortes. Hinausgeworfen aus der Heiligen Stadt Jerusalem, ans Kreuz geschlagen, an das man sonst nur Gottlose schlägt, entlaufene Sklaven, desertierte Soldaten, Hochverräter. Menschen, die ein für allemal von der Bildfläche verschwinden sollten, Verbrecher, denen man keinen Grabstein setzt, und die man selbst gesprächsweise auch niemals mehr erwähnt. Das Kreuz ist der Abgrund aller menschlichen Existenz, die grausamste aller römischen Hinrichtungsarten, die keine liebevolle Erinnerung wieder heilen kann. Um wirklich zu verstehen, sagt es der Hebräerbrief in aller Deutlichkeit: dieser Abgrund des Kreuzes ist der Ort der Menschwerdung Gottes. Außerhalb der Stadt, jenseits aller Heiligkeit und Menschlichkeit kommt Gott zur Welt. Der Ewige kommt in der Tiefe des Kreuzes zur Welt. Und wer ihn finden will, und wer ihn in der Höhe sucht, und wer damit dem Kreuz ausweichen will, dem wird er sich verließen. Ein Gott, der im Reichtum angesiedelt ist, in der Schönheit, in der Jugend und in der Gesundheit, der hat nichts zu tun mit der Isolierstation, auf der viele Corona-Infizierte dem Tod entgegen atmen, bis ihnen der Atem ausgeht. Der Gott am Kreuz ist bei denen zu finden, die sich selbst nicht helfen können. Er ist bei denen, die für die sorgen, die selber nicht für sich selber sorgen können. Er ist bei denen, die bei den Sterbenden bis zuletzt aushalten. Die Götter des Guten, Wahren, Schönen versagen angesichts der Krise. Die Götter Griechenlands, die Götter des Schönen Wahren und Guten halten den Anblick der Sterbenden nicht aus. Sie fliehen vor dem Gestank der Seuche. Sie machen sich davon, wenns ans Sterben geht.
Dabei ist völlig gleichgültig, auf welchem Wege die Epidemie ins Land gekommen ist. Entscheidend ist, dass Menschen voneinander isoliert werden müssen. Es ist gleichgültig, in welchem Land die ersten Infektionen nachgewiesen wurden. Entscheidend ist, dass immer mehr Menschen an Atem not leider und sterben. Und wenn Politiker mit dem Finger von sich weg weisen und sagen: die Wuhan Krankheit oder in Europa: die italienische Krankheit, dann ist das wenig hilfreich, weil diese Geste von sich weg auf andere weist. Als ob solch eine Schuldzuweisung eins der drängenden Probleme löst. Der ehemalige Bundespräsident Gustav Heinemann hat gesagt: wenn du mit dem ausgestreckten Finger auf einen anderen zeigst, dann weisen 4 Finger auf dich zurück. Die Schuldfrage klärt nicht, was zu tun ist. Die Schuldfrage mag eine Rolle spielen, wenn die Kranken versorgt und die Toten begraben sind, wenn man sich zusammensetzt und darüber berät, wie man der nächsten Krise begegnen kann, und wie man besser macht, was diesmal schiefgelaufen ist.
Schuldzuweisungen helfen selten weiter. Viel besser ist es, dafür zu sorgen, dass sich die Infektion nicht weiter ausbreiten, dass die Infizierten so gut als möglich versorgt werden, und dass sie so schnell wie es geht aus der Isolation befreien. Menschenleben ist gemeinschaftliches Leben und nicht zum Leben in der Quarantäne oder der Isolation bestimmt.
Gott kommt am Rande der Gesellschaft zur Welt. Und die, die das Sagen haben, wollen ihn nicht. Man macht ihm zum Vorwurf, dass er von der Zerstörung des Tempels gesprochen hatte und in einem Event die Geldwechsler und Opfertierhändler aus dem Tempel vertrieben hatte.
Man macht ihm zum Vorwurf, gegen die Religion zu agitieren, die Tempelbehörde herauszufordern und damit letztlich die Römer selbst. Wer wie er die Händler und Geldwechsler aus dem Tempel treibt, stellt er die Ordnung – ja die angeblich göttliche Ordnung auf den Kopf. Und mehr noch: wer die Ordnung auf den Kopf stellt, der gefährdet das letzte Stück Selbstbestimmung, das den Juden unter römischer Herrschaft noch geblieben ist. Die jüdische Partei der Gerechten, Sadduzäer, streitet mit Vehemenz für dieses letzte Stückchen Unabhängigkeit, die mit dem Jerusalemer Tempel und den gottesdienstlichen Handlungen, den Opfer- und Segenshandlungen verbunden ist. Diese ‚Unabhängigkeit gefährdet Jesus, wenn er die Opfertierhändler und Geldwechsler aus dem Tempel vertreibt und ihr Tun für gotteslästerlich erklärt.
Man wird wohl nicht fehlgehen, wenn man die Tempelaustreibung Jesu für den äußeren Grund seiner Verhaftung, Verurteilung und Kreuzigung hält,. Oder anders: wer sich so verhält wie Jesus, der darf sich nicht wundern, wenn er die Jüdische Tempelpartei der Sadduzäer und die römische Besatzungsmacht gegen sich aufbringt.
Jesus vor den Toren der Stadt. Jesus ausgeschlossen aus der Gesellschaft der anständigen Leute. Jesus hingerichtet wie der letzter Verbrecher, der Hochverräter und der rebellische Sklave. Das muss eine Gemeinde, die Jesus nachfolgen will, erst einmal verkraften. Normalerweise, so hatten wir gesagt, sucht man Gott in der Höhe, in der Unsterblichkeit, in ewiger Jugend und Gesundheit.
Von Jesus heißt es in den Worten des zweiten Propheten Jesaja
Jes 53
1 Aber wer glaubt dem, was uns verkündet wurde, und an wem ist der Arm des HERRN offenbart? 2 Er schoss auf vor ihm wie ein Reis und wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte. 3 Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet. 4 Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. 5 Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. 6 Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn. 7 Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf.
Wer Jesus folgt, der wird zwangsläufig sein gewohntes Gottesbild ändern. Der Gott, dessen Sohn schmachvoll am Kreuz stirbt, der wird nicht auf der Seite der Mächtigen und Starken und Reichen zu finden sein.
Und die Gemeinde dieses Gottessohns – so schreibt es der Hebräerbrief - wird man auch auf der Seite der Niedrigen finden, bei denen, die niemand beachtet, die ihren Lebensunterhalt zusammenbetteln, die ansteckend krank sind, und die niemand berührt, um sich nicht anzustecken. Die Gemeinde der Christen hat „einen Zug nach unten“ (Eberhard Jüngel). Es ist kein Wunder, wenn man Christen dort findet, wo die Menschen sind, wo Menschen gerettet werden: auf dem Mittelmeer oder auf dem Atlantik, in Syrien oder wo sonst Menschen gequält werden und wo sie in Lebensgefahr sind, wo sie Opfer von Kriegen werden, von Gewalt, von rassischer Verfolgung. Jesus ist in der Nähe dieser Menschen, und wir, seine Gemeinde sollten es auch sein. Amen
Predigtlied EG 385, 1.4.5.6.
1. "Mir nach", spricht Christus, unser Held,
"mir nach, ihr Christen alle!
Verleugnet euch, verlasst die Welt,
folgt meinem Ruf und Schalle;
nehmt euer Kreuz und Ungemach
auf euch, folgt meinem Wandel nach.
4. Fällt's euch zu schwer? Ich geh voran,
ich steh euch an der Seite,
ich kämpfe selbst, ich brech die Bahn,
bin alles in dem Streite.
Ein böser Knecht, der still mag stehn,
sieht er voran den Feldherrn gehn.
5).Wer seine Seel zu finden meint,
wird sie ohn mich verlieren;
wer sie um mich verlieren scheint,
wird sie nach Hause führen.
Wer nicht sein Kreuz nimmt und folgt mir,
ist mein nicht wert und meiner Zier."
6. So lasst uns denn dem lieben Herrn
mit unserm Kreuz nachgehen
und wohlgemut, getrost und gern
in allem Leiden stehen.
Wer nicht gekämpft, trägt auch die Kron
des ewgen Lebens nicht davon.
Fürbitten
Vater im Himmel, von deiner Liebe leben wir, auf deine Vergebung sind wir Tag für Tag angewiesen.
Du kennst unser Leben. Du weißt, was wir richtig oder falsch gemacht haben. Vor dir ist nichts verborgen.
So bekennen wir vor dir unsere Schuld und Sünde und rufen (gemeinsam) zu dir:
Vergib uns unsere Schuld.
Du möchtest, dass wir dich von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit allen unseren Kräften lieben. Wir aber denken all zu oft nur an uns selbst. Es fällt uns schwer unser Leben an deinen Geboten auszurichten.
Deshalb bitten wir dich: Vergib uns unsere Schuld.
Du bist der Richter der Welt und wirst auch einmal über unser Leben urteilen. Wenn wir daran denken, müssen wir gestehen, dass wir dir und anderen Vieles schuldig geblieben sind.
Deshalb bitten wir dich: Vergib uns unsere Schuld
Du hast uns aufgetragen, dass wir unseren Mitmenschen lieben sollen wie uns selbst. Wir aber haben die anderen oft vergessen und übergangen.
Deshalb bitten wir dich: Vergib uns unsere Schuld.
Herr, wir bitten dich, lass uns als Menschen, die in der Gewissheit deiner Vergebung leben, auch anderen vergeben.
Amen
Vater unser
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.
Schlusslied: EG 79
1. Wir danken dir, Herr Jesu Christ,
dass du für uns gestorben bist
und hast uns durch dein teures Blut
gemacht vor Gott gerecht und gut
2. und bitten dich, wahr Mensch und Gott:
Durch deine Wunden, Schmach und Spott
erlös uns von dem ewgen Tod
und tröst uns in der letzten Not.
3. Behüt uns auch vor Sünd und Schand
und reich uns dein allmächtig Hand,
dass wir im Kreuz geduldig sein,
uns trösten deiner schweren Pein
4. und schöpfen draus die Zuversicht,
dass du uns wirst verlassen nicht,
sondern ganz treulich bei uns stehn,
dass wir durchs Kreuz ins Leben gehn.
Segen:
Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
Martin Filitz