Predigttext: Jesaja 40, 26-31
Eingangslied: EG 110, 1-6
Wochenpsalm: Psalm 116, 1-9.13
Epistel: 1.Petrus 1, 3-9
Wochenlied: EG 108, 1-3
Halleluja Vers: Ps 126,3
Evangelium: Johannes 20, 19-29
Credolied: EG 117, 1-3
Predigtlied: EG 106, 1-5
Schlusslied: EG 99
Eingangswort:
Wir beginnen diesen Gottesdienst am Ostermorgen im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat
Der Bund und Treue hält ewiglich und der nicht preisgibt die Werke seiner Hände.
Wochenspruch
3 Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.
Eingangslied: EG 110 Die ganze Welt Herr…
1 Die ganze Welt, Herr Jesu Christ, Halleluja, Halleluja, in deiner Urständ fröhlich ist. Halleluja, Halleluja.
2 Das himmlisch Heer im Himmel singt, Halleluja, Halleluja, die Christenheit auf Erden klingt. Halleluja, Halleluja.
3 Jetzt grünet, was nur grünen kann, Halleluja, Halleluja, die Bäum zu blühen fangen an. Halleluja, Halleluja.
4 Es singen jetzt die Vögel all, Halleluja, Halleluja, jetzt singt und klingt die Nachtigall. Halleluja, Halleluja.
5 Der Sonnenschein jetzt kommt herein, Halleluja, Halleluja, und gibt der Welt ein' neuen Schein. Halleluja, Halleluja.
6 Die ganze Welt, Herr Jesu Christ, Halleluja, Halleluja, in deiner Urständ fröhlich ist. Halleluja, Halleluja.
Wochenpsalm: Psalm 116, 1-9.13
1 Das ist mir lieb, dass der HERR meine Stimme und mein Flehen hört. 2 Denn er neigte sein Ohr zu mir; darum will ich mein Leben lang ihn anrufen. 3 Stricke des Todes hatten mich umfangen, / des Totenreichs Schrecken hatten mich getroffen; ich kam in Jammer und Not. 4 Aber ich rief an den Namen des HERRN: Ach, HERR, errette mich! 5 Der HERR ist gnädig und gerecht, und unser Gott ist barmherzig. 6 Der HERR behütet die Unmündigen; wenn ich schwach bin, so hilft er mir. 7 Sei nun wieder zufrieden, meine Seele; denn der HERR tut dir Gutes. 8 Denn du hast meine Seele vom Tode errettet, mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten. 9 Ich werde wandeln vor dem HERRN im Lande der Lebendigen13 Ich will den Kelch des Heils erheben und des HERRN Namen anrufen. Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie es war im Anfang, so auch jetzt und immerdar und von Ewigkeit. Zu Ewigkeit. Amen
Kyrie
Kyrie eleison
Herr, erbarme dich
Christe eleison
Christe erbarme dich
Kyrie eleison
Herr, erbarm dich über uns
Gloria
Ehre sei Gott in der Höhe
und auf Erden Fried
Den Menschen ein Wohlgefallen.
Gloria Strophe
1. Allein Gott in der Höh sei Ehr
Und Dank für seine Gnade,
Darum daß nun und nimmermehr
Uns rühren kann kein Schade.
Ein Wohlgefalln Gott an uns hat;
Nun ist groß Fried ohn Unterlaß,
All Fehd hat nun ein Ende.
Heidelberger Katechismus: Frage 32
Warum wirst aber du ein Christ genannt?
Weil ich durch den Glauben
ein Glied Christi bin
und dadurch an seiner Salbung Anteil habe,
damit auch ich seinen Namen bekenne,
mich ihm
zu einem lebendigen Dankopfer hingebe
und mit freiem Gewissen
in diesem Leben
gegen die Sünde und den Teufel streite
und hernach in Ewigkeit
mit ihm über alle Geschöpfe herrsche.
Kollektengebet
Du Quelle des Lebens:
Wie sich die Blume
der Sonne öffnen,
so möchten wir blühen unter deiner Liebe.
So wie das Grün
aus der Erde bricht,
möchten wir
im Glauben wachsen.
So wie die Bäume
Früchte tragen,
möchten wir
andere nähren mit Mut und Hoffnung.
Gott, weck uns zu einem Leben in Fülle
in deiner Gegenwart.
Epistel 1.Petrus 1, 3-9
3 Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, 4 zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch, 5 die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, die bereitet ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit. 6 Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, 7 auf dass euer Glaube bewährt und viel kostbarer befunden werde als vergängliches Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus. 8 Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, 9 wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.
Halleluja-Vers:
Herr hat Großes an uns getan
Des sind wir fröhlich Ps 126,3
Der Herr ist auferestanden. Er ist wahrhaftig
auferstanden. Lukas 24,6a.34
Wochenlied: Mit Freuden zart EG 108
1 Mit Freuden zart zu dieser Fahrt lasst uns zugleich fröhlich singen,
beid, groß und klein, von Herzen rein mit hellem Ton frei erklingen.
Das ewig Heil wird uns zuteil, denn Jesus Christ erstanden ist,
welchs er lässt reichlich verkünden.
2 Er ist der Erst, der stark und fest all unsre Feind hat bezwungen
und durch den Tod als wahrer Gott zum neuen Leben gedrungen,
auch seiner Schar verheißen klar durch sein rein Wort, zur
Himmelspfort desgleichen Sieg zu erlangen.
3 Singt Lob und Dank mit freiem Klang unserm Herrn zu allen Zeiten
und tut sein Ehr je mehr und mehr mit Wort und Tat weit
ausbreiten: so wird er uns aus Lieb und Gunst nach unserm Tod, frei
aller Not, zur ewgen Freude geleiten.
Evangelium: Johannes 20,19-29
19 Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, da die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! 20 Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen. 21 Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 22 Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen Geist! 23 Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.
Thomas
24 Thomas aber, einer der Zwölf, der Zwilling genannt wird, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. 25 Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich's nicht glauben. 26 Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen, und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch! 27 Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! 28 Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! 29 Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, darum glaubst du? Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!
Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen
Credolied EG 117, 1-3: Der schöne Ostertag
1 Der schöne Ostertag! Ihr Menschen, kommt ins Helle! Christ, der
begraben lag, brach heut aus seiner Zelle. Wär vorm Gefängnis
noch der schwere Stein vorhanden, so glaubten wir umsonst. Doch
nun ist er erstanden, erstanden, erstanden, erstanden.
2 Was euch auch niederwirft, Schuld, Krankheit, Flut und Beben –
er, den ihr lieben dürft, trug euer Kreuz ins Leben. Läg er noch
immer, wo die Frauen ihn nicht fanden, so kämpften wir umsonst.
Doch nun ist er erstanden, erstanden, erstanden, erstanden.
3 Muss ich von hier nach dort – er hat den Weg erlitten. Der Fluss
reißt mich nicht fort, seit Jesus ihn durchschritten. Wär er
geblieben, wo des Todes Wellen branden, so hofften wir umsonst.
Doch nun ist er erstanden, erstanden, erstanden, erstanden.
Predigttext Jesaja 40, 26-31
26 Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt.
27 Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem HERRN verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber«? 28 Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. 29 Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. 30 Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; 31 aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.
Liebe Gemeinde,
einen Teil des verlesenen Predigttext kennen sie: Man fährt in der Straßenbahn daran vorbei, wenn man vom Rannischen zum Marktplatz fährt und umgekehrt. Und vermutlich hat jede Hallensein und jeder Hallenser einmal das Haupthaus besichtigt: die biblische Sammlung und das Tempelmodell im Erdgeschoss, den Freylinghausen Saal im ersten. Stock und die eindrucksvolle Wunderkammer im Obergeschoss. Es ist das Hauptgebäude der Franckeschen Stiftungen., Und in die Spitze des Giebels hat August Hermann Francke dieses Wort aus dem Buch des Propheten Jesaja schreiben lassen.
„aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“
Vermutlich ist dieser Bibelspruch die Deutung einer Erfahrung von August Hermann Francke gewesen. Mit Geschicklichkeit allein und auch mit Organisationstalent und Beziehungen zum preussischen Herrscherhaus allein hätte es die Franckeschen Stiftungen zu Halle nicht gegeben. Genug Widerstände auch aus der Hallenser Pfarrerschaft hätten gereicht, das ganze Projekt platzen zu lassen. Wer baut, der hat mit Ämtern zu tun, der wartet auf Baugenehmigungen, geschweige denn die unerwarteten Zwischenfälle, die während der Bauzeit passieren. Das alles kann, ja es wird den Bauherrn zermürben. Und nicht einmal stellt man sich die Frage, ob denn alles überhaupt einen Sinn habe, ob man nicht aufgeben soll? Resignation liegt näher als gegen die Widerstände ankämpfen.
Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffliegen mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden. Am Ball bleiben, sich nicht zermürben lassen, sich nicht kleinkriegen lassen. Dran bleiben. Auf Gott warten wie der alte Simeon darauf gewartet hat, dass er den Messias Israels sehen und in den armen halten wird. Das biblisches Wort „harren“ meint nicht „abwarten“ – mal sehen, was passiert. Das wäre ein passives warten. Der zweite Jesaja meint ein aktives warten Sich mit allen Fasern des Herzens nach dem ausstrecken, was kommen wird, weil Gott es versprochen hat. Harren meint, Gott an sein Versprechen zu erinnern – wie Jakob bei dem nächtlichen Ringen mit einem Engelswesen sagte: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn“.
Biblische Beispiele sind auch dazu da, dass sie ihre Kraft in der Gegenwart entfalten. Wer sich mit allen Fasern seines Herzens nach Gott ausstreckt. Der darf damit rechnen, dass er das nicht vergeblich tut, dass er neue Kraft bekommt. Dass er weitermacht, nicht aufgibt und nicht resigniert. Resignation ist Anpassung an die Verhältnisse wie sie sind. Die neue Kraft – oft weiß ich gar nicht, wie mir geschieht – ist kein Zauberding – sie arbeitet sich ab an den Aufgaben, die vor Augen sind. Oft ist diese Kraft aus der Depression gekrochen. Oft folgt sie dem Eingeständnis, dass es nicht die Kraft ist, die mir mit etwas Anstrengung zur Verfügung steht. Die neue Kraft wächst auch aus der Einsicht: “Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren.“
Die neue Kraft von der das 2.Jesajabuch spricht, ist weder berechenbar, noch bestellbar wie ein Paket., Sie kommt, und oftmals weiß ich nicht, wie? Sie kommt auf Mose, als er sich aufmachen soll, das Volk Israel aus der ägyptischen Sklaverei zu führen. Und ebenso ging es Josua, dem Nachfolger des Mose, der drauf und dran war vor der Aufgabe, das Volk über die Grenze nach Israel zu führen. „Siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und. Freudig seist. Sei getrost und fürchte dich nicht, denn ich, dein Gott bin mit dir, wohin du auch gehst.“ Und genau so hat das August Hermann Francke erfahren, als er aus kleinen Anfängen und mit wenig Geld sein Schulprojekt ins Werk setzte.
Die Stiftungen sollten beispielgebend für ganz Europa werden. Adlige aber auch Bürgerliche schickten ihre Kinder nach Halle, damit sie dort gebildet werden sollten und im Glauben wachsen. „Die auf den Herrn harren kriegen neue Kraft.“ Ich habe es auch als Pfarrer in dieser Stadt, dass ein Gemeindeglied, der täglich mit der Straßenbahn über den Franckeplatz fuhr sich dieses Bibelwort für die eigene Beerdigung ausgesucht hatte. Das war ihm wichtig – im Leben wie im Tod. Das Bibelwort hat Kraft über den Tag hinaus. Manchmal spürt man es nicht sofort. Manchmal muss solch ein Bibelwort im Leben reifen, wie ein guter Wein reift. Es ist jedenfalls gut, wenn ein Wort aus der Bibel zum inneren Besitz wird: abrufbar, wenn es gebraucht wird.
Unsere Großmütter und Großväter verfügten noch über solch einen Gedicht-Zitaten- und Bibelworteschatz. Das war z.T. wirklich erstaunlich und bewundernswert. Wir haben in unserem Gedächtnis viel Handlungswissen gespeichert und weniger Bibelwissen. Unser Gedächtnis umfasst eher technisches Wissen, auch PC-Wissen, und wir haben im Kopf, dass man schließlich immer nachschlagen kann, wenn man etwas zu wissen braucht. Im Netz ist ja schließlich alles zu finden. Aber dieses Lebenswissen lässt sich nicht auf Wikipedia auslagern. Es will bewahrt werden, es soll lebendiger Schatz in einem lebendigen Menschen sein.
Aber die Bedeutung des Bibelwortes von der Kraft der Adler bleibt nicht auf den Zusammenhang im 2.Jesajabuch beschränkt. Es greift weiter über die Hebräische Bibel hinaus auf die Worte und die Geschichte des Jesus von Nazareth. Es ist ein Osterwort. Die Kraft Gottes hat sich nicht im Grab von Jerusalem einsperren lassen. Die Jüngerinnen und Jünger Jesu sind zutiefst geschockt: der, den sie für ihr Leben geglaubt hatten, von dem sie alles Gute erwartet hatten, er lässt sich festnehmen, verhören, foltern und kreuzigen. Ohne Widerstand.
Noch bei seiner Verhaftung hatte er gesagt: „Meinst du nicht, dass ich meinen Vater bitten könnte, dass er mir mehr als 12 Legionen Engel schicke“ aber dieser Kraftakt bleibt aus, und Jesus begründet das damit, dass der vor Gott für ihn gewollte Weg anders ist. Keine 12 Legionen Engel, nicht einmal einziger, nur ein verzweifelter Schwertstreich eines seiner Freunde. „Wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen“. Weist er seinen Jünger Petrus zurecht. Gewalt findet sonst nur statt durch die Tempelwache und durch die römischen Soldaten des Hinrichtungskommandos.
Offenbar ist ein Unterschied zwischen Kraft und Gewalt. Gewalt braucht keine Überzeugung, sie setzt sich durch gegen alle Widerstände. Wenn es nicht anders geht, dann setzt sie auch Gewaltmittel ein. So ging es, als Jesus verhaftet, verurteilt, gefoltert, durch die Straßen Jerusalems geschleift und auf dem Hügel Golgatha hingerichtet wurde. Mit Hilfe von nackter Gewalt sollte Jesus aus dem Weg geschafft werden. Kraft setzt sich von selbst durch. Kraft beruht auf der Kraft des Wortes. Kraft braucht nicht die eigene Stärke. Kraft steht hinter den Worten Jesu, als er mit dem Wort Wind und Wellen beruhigt. Kraft begleitet das Wort Jesu, als er den Gelähmten auf die Beine hilft und den toten Lazarus aus dem Grab ruft. Gewalt ist ein Zeichen der Welt, die sich von Gott getrennt hat und die bisweilen auch zum Segen werden kann.
Verheißung liegt aber nicht auf der Gewalt. Verheißung hat die Kraft, das kraftvolle Wort, das plötzlich die hilfreiche Einsicht schenken kann. Und: wie gesagt die Kraft, die aus dem Wort Gottes kommt, ist nicht machbar. Sie kommt „ubi et quando, visum est deus“ – wann und wo es Gott will. Man kann die Kraft erwarten, wie es im 2.Jesajabuch zu lesen ist, man kann über sie lesen, wie man über Verheißungen Gottes liest. Und natürlich – und das gehört auch zum biblischen „harren“. Wesentlich in und bleibt das Gebet zu dem, der das Heil, das Reich und die Macht ist.
Paulus bietet noch eine andere Deutung des Wortes von der Kraft. Im 2.Korintherbrief schreibt er in einem sehr persönlichen Abschnitt, dass Christus zu ihm in einer Situation der menschlichen Tiefe gesagt hat: Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Das stellt unser Denken und Fühlen noch einmal auf den Kopf. Wenn wir uns schwach und kraftlos fühlen, dann will Christus zu seinem Ziel kommen. Was wir als Schwäche fühlen, das kann für Gott ein Anfang im Leben sein. Glaube ist also weniger eine Sache von Kraftprotzen sein als von denen, die wir eigentlich kaum beachten, oder denen wir nichts zutrauen. Korrigieren sollten. Vielleicht sind es ja unsere Maßstäbe, die wir angesichts dieses und anderer Bibelworte überprüfen müssen.
Vielleicht sind unsere Beurteilungen von stark und schwach halten offenbar dem biblischen Urteil nicht stand. Die Corona-Krise könnte dazu führen, dass wir unsere Einstellungen revidieren. Ist es wirklich so, dass die Wirtschaft abschmiert, wenn wir mit der „Normalität“ einen behutsamen Schritt ins Leben gehen. Auch hier geht es darum, dass wir die Schwachen nicht aus den Augen verlieren. Ziel muss sein, dass die Schwachen gemeinsam mit den Starken, dass alle zu ihrem Recht kommen, dass immer gerettet werden, die zu retten sind, und dass wir die Vorsichtsmaßnahmen mit tragen, dass wir die Einschränkungen für uns akzeptieren auch um der Schwachen willen. Wir hören das Wort von der verheißenen Kraft, die von Gott kommt. Sie wird bei uns sein, wenn wir auf sie sehnlich warten, und sie wird uns begleiten auf unserem Weg in die Welt und durch die Zeit.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus unserem Herrn.
Predigtlied: EG 106, 1-5
1 Erschienen ist der herrlich Tag, dran niemand g'nug sich freuen mag: Christ, unser Herr, heut triumphiert, sein Feind er all gefangen führt. Halleluja.
2 Die alte Schlange, Sünd und Tod, die Höll, all Jammer, Angst und Not hat überwunden Jesus Christ, der heut vom Tod erstanden ist. Halleluja.
3 Sein' Raub der Tod musst geben her, das Leben siegt und ward ihm Herr, zerstöret ist nun all sein Macht. Christ hat das Leben wiederbracht. Halleluja.
4 Die Sonn, die Erd, all Kreatur, alls, was betrübet war zuvor, das freut sich heut an diesem Tag, da der Welt Fürst darniederlag. Halleluja.
5 Drum wollen wir auch fröhlich sein, das Halleluja singen fein und loben dich, Herr Jesu Christ; zu Trost du uns erstanden bist. Halleluja.
Fürbitten
Beten wir für alle Menschen, die am Corona-Virus erkrankt sind,
für alle, die Angst haben vor einer Infektion,
für alle, die sich nicht frei bewegen können,
für die Ärztinnen und Pfleger, die sich um die Kranken kümmern,
für die Forschenden, die nach Schutz und Heilmitteln suchen,
dass Gott unserer Welt in dieser Krise seinen Segen erhalte.
(Stilles Gebet)
Allmächtiger Gott, du bist uns Zuflucht und Stärke,
viele Generationen vor uns haben dich als mächtig erfahren,
als Helfer in allen Nöten.
Steh allen bei, die von dieser Krise betroffen sind,
und stärke in uns den Glauben, dass du dich um jede und jeden von
uns sorgst.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.
Schlusslied
Christ ist erstanden von der Marter alle; des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis. Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen; seit dass er erstanden ist, so lobn wir den Vater Jesu Christ. Kyrieleis. Halleluja, Halleluja, Halleluja! Des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.
Segen
Der HERR segne dich und behüte dich;
der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir
und sei dir gnädig;
der HERR hebe sein Angesicht über dich
und gebe dir Frieden. 4.Mose 6, 24-26