Wo zwei oder drei versammelt sind, da ist Jesus Christus mitten unter ihnen. Gott sei Dank. Das heißt: Auch, wenn derzeit nicht wie gewohnt Gottesdienste stattfinden, wird überall auf der Welt weiter gebetet, gesungen, hört Gott zu und ist nah. Wir möchten Ihnen hier ein paar Anregungen geben, wie Sie diese Zeit gestalten können.
Was man braucht: Mindestens eine Person. Eine Kerze. Eine Bibel. Vielleicht ein Gesangbuch. Ein kleiner Tipp: Es fällt leichter, wenn man sich einen festen Zeitpunkt setzt. Zum Beispiel am Sonntagmorgen.
Zu Beginn: Kerze anzünden
Eine*r:
Die Glocken läuten und laden ein zum Gebet. Jesus sagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ – Wir sind versammelt. An unterschiedlichen Orten, zu unterschiedlichen Zeiten, miteinander verbunden über alle Entfernung. Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Alle:
Amen.
Gebet zum Eingang
Eine*r:
Gott, wie fremd scheinst du manchmal, wie fern, wie ungerührt und kalt!
Wir fühlen uns allein gelassen mit all dem, wogegen wir täglich zu kämpfen haben.
Wir sind verzweifelt, dass wir so vieles nicht ändern können, nicht einmal uns selbst
Wir sind ohnmächtig – und das verzehrt auch unser Vertrauen zu dir.
Gott, warum lässt du uns alle so lange warten, auf eine Veränderung unserer Lage,
auf gute Nachrichten, auf deine Hilfe?
Wir bitten dich: Erbarme dich unserer betrübten Seelen.
Amen.
(nach einem Gebet von Sylvia Bukowski zu Psalm 43)
Psalmgebet Psalm 43
Eine*r:
Was betrübst du dich, meine Seele,
und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott; denn ich werde
ihm noch danken,
dass er meines Angesichts Hilfe
und mein Gott ist.
Alle:
Schaffe mir Recht, Gott,
und führe meine Sache wider
das treulose Volk
und errette mich von den falschen
und bösen Leuten!
Eine*r:
Denn du bist der Gott meiner Stärke:
Warum hast du mich verstoßen?
Warum muss ich so traurig
gehen, wenn mein Feind mich drängt?
Alle:
Sende dein Licht und deine Wahrheit,
dass sie mich leiten
und bringen zu deinem heiligen
Berg und zu deiner Wohnung,
dass ich hineingehe zum Altar Gottes,
zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist,
und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott.
Eine*r:
Was betrübst du dich, meine Seele,
und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken,
dass er meines Angesichts Hilfe
und mein Gott ist.
Heute kann gesungen werden:
EG 172 Sende dein Licht
oder EG 97 Holz auf Jesu Schulter
Eine*r liest das Evangelium für den Sonntag Markus 10, 35-45
Eine*r liest die Predigt zu Hiob 19, 19-27
Glaubensbekenntnis (nach Dietrich Bonhoeffer)
Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein. Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten. Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Schicksal ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.
Fürbittengebet
In einer fernen Zeit
bist du nach Golgatha gegangen.
Jesus, du hast Einsamkeit erduldet
und zu Leiden und Sterben Ja gesagt.
Diese Zeit kommt uns näher,
als es uns lieb ist.
Wir erfahren Angst und Verlassenheit wie du.
Wir bitten dich: Bleib uns nahe.
Zwischen den Bitten kann ein Kyrie gesungen werden, z.B. EG 178.12
Verlassen ganz und gar,
von Menschen und von Gott,
bringst du dein Leben dar
und stirbst den Kreuzestod.
Jesus Christus, diese Zeit bringt
uns die Einsamkeit näher,
aber sie lässt uns auch liebevolle
Zuwendung erfahren.
Wir bitten Dich: Stärke die, die
jetzt stark sind für andere,
sei bei allen, die durchtragen
und aushalten helfen,
die Kranke pflegen und Sterbende begleiten.
Kyrie
Du stirbst draußen vor dem Tor
und mitten in der Welt, Jesus.
Du lebst vor, was wirklich trägt und hält.
Diese Zeit will uns auf unsere eigene Not zurückwerfen.
Lass uns trotz allem die vielen Orte des Leiden
auf dieser Erde nicht vergessen.
Jetzt erkennen wir, was wirklich trägt und hält.
Erhalte uns bei dir,
was immer kommen mag.
Kyrie
Gott, wir beten zu Dir mit den Worten, die uns im Herzen wohnen:
Wir beten mit Jesu Worten:
Vater unser
Segen
Alle öffnen die Hände. Eine*r oder alle gemeinsam sagen:
Gott, segne uns und behüte uns.
Lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns Frieden.
Amen.
Hier könnte man gut noch ein Lied singen,
z.B. EG 170 Komm Herr, segne uns
oder EG 171 Bewahre uns, Gott
Kerze auspusten
Nehmen Sie sich ein bisschen Zeit nach dem Gottesdienst. Widerstehen Sie der Versuchung, sofort zur Tagesordnung überzugehen. Vielleicht ist jetzt gerade eine gute Gelegenheit, weiter über das zu sprechen, was Sie bewegt.