'Freude und Buße gehören ganz eng zusammen'

Woche der Brüderlichkeit eröffnet / Dr. Vicco von Bülow vertritt die EKvW


Bischof Dr. Felix Genn (links), Dr. Vicco von Bülow (rechts), mit dem Träger der diesjährigen Buber-Rosenzweig-Medaille, dem Musiker Peter Maffay. © Bischöfliche Pressestelle / Michaela Kiepe

Sie gehört zur 'Woche der Brüderlichkeit' einfach dazu: die Christlich-Jüdische Gemeinschaftsfeier, die traditionell am Vorabend der bundesweiten Eröffnung mit Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille stattfindet. In diesem Jahr fand sie am Samstag (10.3.) in der evangelischen Christuskirche in Recklinghausen statt.

Mit Bischof Dr. Felix Genn (Bistum Münster), Landeskirchenrat Dr. Vicco von Bülow (Evangelische Kirche von Westfalen) und Rabbiner Professor. Dr. Andreas Nachama. Nachama ist jüdischer Vorsitzender des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.

Dr. Vicco von Bülow erinnerte in seinem Grußwort an die Anfänge der Woche der Brüderlichkeit und die Untrennbarkeit von Freude und Trauer, die das christlich-jüdische Miteinander prägt: "1952 fand die erste Woche der Brüderlichkeit statt. Sieben Jahre nach dem Ende der Naziherrschaft, die ein besonderer Tiefpunkt in der Geschichte der Gemeinschaft von Christen und Juden war. Im Dritten Reich waren Christen an der Verfolgung und Ermordung von Juden beteiligt, auch in Westfalen, auch in Recklinghausen. Und so haben wir auch 66 Jahre später, 2018, die eine Seite, die Freude, das Feiern, nie ohne die andere, die Trauer, und für uns Christen: die Scham." Als Dezernent für den christlich-jüdischen Dialog überbrachte von Bülow auch die Grüße von Präses Annette Kurschus, die zurzeit mit einer EKD-Ratsdelegation Südafrika und Namibia bereist.

"In diesem Jahr werden wir in der evangelischen Kirche eine neue Ordnung der gottesdienstlichen Lese- und Predigttexte einführen", sagte von Bülow und ergänzte: "Mit der neuen Perikopenordnung kommen beide Facetten des Verhältnissen von Christen und Juden auch im liturgischen Kalender des Kirchenjahres zum Ausdruck." Konkret heißt das: "Am Israelsonntag, dem 10. Sonntag nach Trinitatis, sind zwei liturgische Farben möglich – nämlich entweder grün oder violett." Grün als eigentliche Farbe der gesamten Trinitatiszeit. Als Farbe des sich erneuernden Lebens und der Hoffnung. Als Zeichen solch einer Hoffnung erinnerte von Bülow auch an einen 2005 gefassten Beschluss der Landessynode. Denn seitdem ist das besondere Verhältnis von Christen und Juden durch eine Ergänzung fest in der Kirchenordnung der Evangelischen Kirche von Westfalen verankert: Sie erkennt die Treue Gottes zu seinem Volk Israel darin unwiderruflich an und betont das gemeinsame Erbe der göttlichen Verheißung.

Und Violett: "Violett hat als Farbe des Israelsonntags ebenso eine Berechtigung. Violett ist die Farbe der Buße", so von Bülow. Stets im Advent und in der Passionszeit. Aber auch die schlimme Tradition des Antijudaismus erfordere Buße: "Diese Abwertung des Judentums hat dazu beigetragen, dass jüdische Menschen immer wieder auch mit Unterstützung der Kirchen ausgegrenzt und diskriminiert wurden, bis hin zum schrecklichen Höhepunkt der Verfolgung und Vernichtung in der Schoah. Dafür Buße zu tun, steht uns Christen wahrlich gut an." Sein Fazit: "Violett und grün, Buße und Freude, beides gibt es jeweils nicht ohne das andere, das gehört ganz eng zusammen."

Hintergrund:

Der Deutsche Koordinierungsrat vertritt als bundesweiter Dachverband die mehr als 80 Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Deutschland auf nationaler und internationaler Ebene. Er ist größtes Einzelmitglied im Internationalen Rat der Christen und Juden (ICCJ), in dem 32 nationale Vereinigungen für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit vertreten sind.
Seit 1968 verleiht der Deutsche Koordinierungsrat der 83 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit während der Eröffnungsfeier zur Woche der Brüderlichkeit die Buber-Rosenzweig-Medaille. Ausgezeichnet werden Personen, Institutionen oder Initiativen, die sich insbesondere um die Verständigung zwischen Christen und Juden verdient gemacht haben. Die Medaille wird in Erinnerung an die jüdischen Philosophen Martin Buber und Franz Rosenzweig verliehen.


Quelle: Evangelische Kirche von Westfalen