Bericht des Vorsitzenden auf der Mitgliederversammlung der Gesellschaft für die Geschichte des reformierten Protestantismus e.V.
PD Dr. Hans-Georg Ulrichs
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Vereinsmitglieder!
Die vornehmliche Aufgabe des Vereinsvorstands ist die Realisierung unserer Emder Tagungen. So gilt das Motto: Nach der Tagung ist vor der Tagung. Die elfte Emder Tagung im März 2017 (19.-21.) hatte sich dem Thema Diakonie im reformierten Protestantismus gewidmet. Wir danken den Herausgebern Matthias Freudenberg und J. Marius J. Lange van Ravenswaay, dass der Band noch im selben Jahr erscheinen konnte: Diakonie im reformierten Protestantismus. Vorträge der 11. Internationalen Emder Tagung zur Geschichte des reformierten Protestantismus (EBzrP), Göttingen 2017.
Der Vorstand tagte dann am 20. Oktober 2017 in Frankfurt, wo Rückschau gehalten wurde. Die zurückliegende Tagung wurde als erfolgreich bewertet, allerdings konnten wir die sinkenden Teilnehmerzahlen nicht übersehen. Dieser Trend setzt sich mit der heute beginnenden Tagung weiter fort. Ob hier Handlungsbedarf besteht, ggfs. Zeiten und Formate revidiert werden sollten? Indes stehen wir, was den Tagungsbesuch anlangt, nicht schlechter da als die wesentlich mitgliederstärkeren und von ihren Kirchen finanziell ausgestatteten territorialkirchengeschichtlichen Vereine, mit denen wir am besten zu vergleichen wären.
Der Vorstand hat sich vor den Planungen für die nächste Tagung Zeit genommen, sich vertieft mit „Zweck und Aufgaben unserer Gesellschaft“ zu befassen. Steht mehr die Forschung oder eher die Vermittlung von deren Ergebnissen im Vordergrund? Welche möglichen Klientele bieten sich uns bzw. können angesprochen werden? Wie kann und muss entsprechend die Emder Tagung ausgerichtet sein? Wen wollen wir vernetzen? Wie können wir weitere Hochschulen einbinden -— vor allem diejenigen, an denen Vorstandsmitglieder tätig sind? Welche Projekte könnten wir uns in der Zukunft stellen? Nicht auf alles gab es eindeutige Antworten, aber die Diskussionen motivierten, die nächste Tagung in den Blick zu nehmen, nachdem schon rasch ein Thema im Anschluss an das kirchengeschichtliche Ereignis der Dordrechter Synode 1618/19 angedacht worden war: „Bekenntnis im Konflikt. Streitgeschichten im reformierten Protestantismus“.
Zur weiteren Vorbereitung dienten die Vorstandssitzungen am 16. März 2018 und 29. Juni 2018 in Frankfurt und am 12. Oktober 2018 in Wuppertal (zum ersten Mal mit Zuschaltungen via Skype). Ich danke den Vorstandsmitgliedern für ihr Engagement und ihren Enthusiasmus. Ein herzlicher Dank geht auch an die Frankfurter Evangelisch-reformierte Gemeinde,
die uns stets gastfrei aufnimmt.
Zu den Tagungsvorbereitungen im engeren Sinn gehört noch zweierlei:
Da ist zum einen die Ausschreibung des J.F. Gerhard-Goeters-Preises, den wir nach Ende eines privaten Sponsorings nun selbst zu finanzieren haben. Drei Arbeiten wurden eingereicht. Zwei Gutachter aus dem Vorstand empfahlen dem Vorstand, den Goeters-Preis 2019 zu verleihen an Dr. Christian Mühling, Die europäische Debatte über den Religionskrieg (1679-1714). Konfessionelle Memoria und internationale Politik im Zeitalter Ludwigs XIV, diss. phil. Marburg 2016, jetzt gedruckt: Göttingen 2018. Wir freuen uns, dass Herr Mühling den Preis heute Abend in Empfang nehmen kann und uns seine Arbeit präsentieren wird.
Zum anderen gehört auch der Festvortrag zu den Gestaltungsaufgaben der Tagung, zumal damit auch ein Zuschuss für die Tagung verbunden ist. Wir freuen uns sehr, dass nach zahlreichen anderen Landeskirchen und kirchlichen Verbünden in den früheren Jahren morgen Abend der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg schlesische Oberlausitz, Dr.
Markus Dröge, zu uns sprechen wird.
Im unmittelbaren Vorfeld der heute beginnenden Tagung war es unabdingbar, dass wir wiederum auf die Unterstützung dieses Hauses rechnen durften, d.h. vor allem auf die der Mitarbeitenden. Ohne Frau Ewa Emery im Vorfeld und ohne die technische Unterstützung durch Udo Bleeker säßen wir nicht nur auf dem Trockenen und sähen keine Bilder, sondern wir könnten diese Tagung kaum durchführen. Vielen Dank ihnen.
Wir eilen von Jubiläum zu Jubiläum: Das mega-event 2017 liegt hinter uns (und viele berufene und auch manche unberufene spin-doctors haben unterdes Bewertungen vorgelegt), und bevor wir 2019 etwa Zwingli feiern können, kam auch noch Karl Barth dazwischen. Es kann bis 2030 alleine im Hinblick auf die Reformationsgeschichte unruhig werden. Wir sollten freilich die mit solchen Jubiläen hergestellten Öffentlichkeiten nutzen, aber auch genau sehen, was unser spezifischer Beitrag sein kann. Deshalb wurden im Vorstand neben dem Jubiläum der Emder Synode 2021 (zeitgleich mit Worms 1521), das durch ein größeres Netzwerk mitsamt einer Beauftragten vorbereitet wird, auch die Themen Mission und Gottesdienst genannt.
Meine Damen und Herren, vor zwei Dekaden begannen wir: 1998 fand die erste, 1999 die zweite Emder Tagung statt. In zwanzig Jahren brachten wir es nunmehr auf zwölf Tagungen. Es würde etwas fehlen, wenn es uns nicht gäbe … und zwar nicht nur die Tagungen mit den Tagungsbänden, sondern noch Einiges, was ich nur kurz streifen möchte:
Zu den Aufgaben des Vorstandes gehört der Jahresbrief — in Tagungsjahren mitsamt dem Tagungsband, in den anderen mit einer anderen kleinen Publikation. Manche Aufgaben konnten erfolgreich angegangen werden (der neue Flyer unserer Gesellschaft ist 2018 erschienen), andere harren noch der Realisierung (ein relaunch der homepage).
Erfreulich in mehrfacher Hinsicht war eine von uns mit organisierte und mitfinanzierte (€ 1.000,-) Tagung: Der reformierte Protestantismus in den Niederlanden und in Deutschland im 20. Jahrhundert. Signaturen, Beziehungen, Differenzen, Wechselwirkungen, Wuppertal, 22. und 23. November 2018. Wir kooperierten hier mit dem Archief- en Documentatiercentrum Kampen/Theologische Universiteit Kampen, dem Historisch Documentatiecentrum voor het Nederlands Protestantisme an der VU Amsterdam (Prof. Dr. George Harinck) und der Johannes a Lasco Bibliothek. Das Internationale Evangelische Tagungszentrum „Auf dem heiligen Berge“ in Wuppertal bot einen sehr schönen und professionellen Rahmen für die Tagung mit annähernd zwanzig Referentinnen, die überwiegend aus den Niederlanden stammten. Der Besuch der permanenten Barmen-Ausstellung am Anfang der Tagung war so bewegend wie der Besuch der Kohlbrugge-Gemeinde ganz zum Abschluss. Durch Zuschüsse der Evangelischen Kirche im Rheinland, des Reformierten Bundes sowie der beteiligten Organisationen war die Tagung durchfinanziert (dreimal € 2.000,- plus unsere € 1.000,-), zumal eine größere Studierendengruppeder Universität Osnabrück anwesend war. Mit dem derzeitigen Überschuss (etwa € 1.500,-) und der Unterstützung aus Kampen werden wir noch in diesem Sommer den Tagungsband vorlegen können. Der Band erscheint in einer kirchenhistorischen Reihe in Kampen.
Finanzen waren fortlaufendes Thema der Vorstandssitzungen. Immer wieder treffen auch Anfragen mit Bitten um Druckkostenzuschüsse bei uns ein. Der Vorstand hat mit Blick auf die Finanzstrukturen beschlossen, bis auf weiteres keine Projekte zu fördern, die wir nicht selbst mit angeregt oder mit verantwortet haben. Eine bleibende Aufgabe wird es sein, weitere Finanzierungsmöglichkeiten zu erschließen. Der Vorstand hat sich darum bemüht, war aber noch nicht erfolgreich, so dass wir weiterhin vor allem auf die Mitgliedsbeiträge und das Sponsoring der Emder Tagung angewiesen sind.
Es gibt auch Persönliches zu berichten: Die Verabschiedung unseres langjährigen Vorsitzenden Dr. J. Marius J. Lange van Ravenswaay als wissenschaftlicher Direktor der Johannes a Lasco Bibliothek fand am 5. November 2017 hier im Hause statt. Ich habe ein Grußwort sprechen dürfen. Begrüßen konnten wir dort auch den neuen Direktor, PD Dr. Kestutis Daugirdas, der ein Träger des J.F. Gerhard Goeters-Preises unserer Gesellschaft ist. Dass unser Vorstandsmitglied Judith Becker mittlerweile ihren Lehrstuhl an der Humboldt-Universität in Berlin hat antreten können, freut uns natürlich sehr.
Aber es gab auch Trauriges wahrzunehmen: Kurz nach seinem 90. Geburtstag verstarb unser Ehrenmitglied Prof. Dr. Günther van Norden. Ich nahm auch für unsere Gesellschaft im vergangenen November an der Trauerfeier in Bonn-Bad Godesberg teil. Bereits ein Jahr zuvor verstarb unser Vereinsmitglied Peter Brockhaus (1961-2017), der sich — von Krankheit bereits gezeichnet — auf der letzten Tagung von mehreren Mitgliedern verabschiedet hatte. Peter Brockhaus fühlte sich den Anliegen unserer Gesellschaft eng verbunden – er hat darum gebeten, anlässlich seiner Bestattung für unsere Gesellschaft zu spenden. Es kam ein höherer dreistelliger Betrag zusammen. Unser Vorstandsmitglied Georg Plasger hielt die Trauerfeier Ende Dezember 2017 in Münster.
Lassen Sie mich schließlich kurz einen Blick in die Zukunft werfen und einen weiteren Dank aussprechen. Zu den Aufgaben des Vorstandes gehört auch die Vorbereitung der Vorstandswahl (TOP 7); wir sind froh, Ihnen gleich auch neue Kandidierende präsentieren zu können. Wir schulden vorher zwei ausscheidenden Mitgliedern Dank. Herman Selderhuis (Apeldoorn) hatte bereits vor einiger Zeit gebeten, ihn von den Aufgaben zu entbinden. Er ist also während der Legislaturperiode ausgeschieden. Heute wird auch Georg Plasger ausscheiden und das kann nicht einfach formal geschehen. Georg Plasger muss ich nicht vorstellen, seine Verdienste nicht rühmen, zu sehr steht er durch vielerlei Engagement in der Öffentlichkeit – und seit langem auch im Vorstand unseres Vereins. Deshalb möchte ich etwas anderes benennen.
Lieber Georg, Du bist nicht nur zuverlässig — wie oft kamen die Protokolle nur wenige Stunden nach Sitzungsende! -, sondern Du bist, wenn ich es einmal so volkstümlich formulieren darf, eine echt treue Seele. Du bist da, wenn Du gebraucht wirst, trotz großer Arbeitsbelastung in Deinem Beruf übernimmst Du ehrenamtliche Aufgaben, gönnst uns Deine Expertise. Davon durfte ich oft auch persönlich profitieren, und um nur eines zu nennen: Im vergangenen Sommer haben Georg Plasger und Matthias Freudenberg, als ich für zwei Monate ausfiel, in einer sensiblen Phase der Vorbereitung der Tagung ganz kurzfristig den weiteren reibungslosen Geschäftsablauf gewährleistet. Dafür und für alles andere danke ich von Herzen. Unsere Gesellschaft ist Dir zu großem Dank verpflichtet.