Neu ist immer gut. Passt auch gut zum Jahr des Reformationsjubiläums, wo an so viele Neuanfänge von damals erinnert wird. Neu ist, wenn „alles auf Anfang“ gesetzt wird, wie beim Film, wenn eine Szene wiederholt, aber eben ganz neu eingespielt wird. Alle anderen takes zuvor sind unwichtig, zählen nicht mehr, haben quasi nie stattgefunden. Reset-Taste drücken und schon geht's von vorn los. Nächstes Mal klappt es bestimmt. Mit einem neuen Herz und einem neuen Geist, also rundherum erneuert, frisch und unverbraucht, wie neugeboren. Mit der Chance, es diesmal anders, vielleicht besser zu machen, das Leben und überhaupt. Die Kirche besser zu machen, und überhaupt. Was können wir uns glücklich schätzen, dass unser Schöpfer uns mehr als einmal ein so großzügiges Geschenk macht, die ganze Welt, und überhaupt. Da muss man auch nicht weiter fragen, warum er das tut.
Oder vielleicht doch?
Wir könnten dann immerhin feststellen, dass es in erster Linie mal nicht um uns geht, vielmehr um Gott. Er tut das nämlich für sich selbst: uns das neue Herz, den neuen Geist zu schenken. Um seines heiligen Namens willen will Gott uns anders haben. Seinetwegen sollen wir anders handeln. Weil er es nicht mehr aushalten kann, wie wir mit dem, was ihm heilig und kostbar ist, umgehen. Das mögen wir erstmal seltsam finden.
Und doch: Auch wenn wir Menschen Gott und seine Schöpfung verletzt haben, wenn wir sein Wort und sein Recht missachten, beschließt er nicht, uns aufzugeben, die Szenen mit uns aus seinem Film einfach heraus zu schneiden, nach dem Motto: „war gewesen“. Stattdessen entscheidet Gott sich dafür, etwas Neues in uns hineinzulegen und die nächste Klappe zu öffnen: „And action!“
An uns und an dem, wie wir unser Leben inszenieren, soll schließlich die Schönheit und die Heiligkeit Gottes abzulesen sein. Geradezu eine Paraderolle, die uns zugedacht wird. Stattdessen, so der Vorwurf des Propheten Ezechiel – und der ist alles andere als zimperlich – haben wir den Namen Gottes entweiht. Rennen lieber „Mistgötzen“ hinterher, nehmen Gleichgültigkeit, Verrohung und Zerstörung in Kauf; verlernen, zu achten und zu schützen, was schon einmal in uns und in jedes Geschöpf an Würde hineingelegt wurde. Aber Gott will diese Kaputtheit nicht länger mit ansehen, weil sie sich auch gegen seinen Namen richtet.
Indem er uns noch einmal „auf Anfang“ setzt, verschafft Gott sich selbst und damit auch uns! neues Ansehen. Dieser große Regisseur und Drehbuchschreiber des Lebens. Der, selbst wenn er an uns leidet, es ohne uns auch nicht aushält.
Das Jahr 2017 könnte also durchaus ein „Remake of Reformation“ werden und eine Zeit der Veränderung und Erneuerung einleiten – nicht nur, wie ein guter Film das zeigen könnte, sondern wie wir es im richtigen Leben umsetzen, wenn wir das verteidigen, was uns heilig ist.
Pfrin. Sabine Dreßler, Theol. Referentin für Reformierte Ökumene beim Reformierten Bund